Ratgeber Darmkrebszentrum
Informationen für Betroffene und AngehörigeDie Deutsche Krebsgesellschaft hat die Institution OnkoZert ins Leben gerufen. Diese vergibt Zertifikate u. a. für Darmkrebszentren. Sie überprüft, ob ein Darmkrebszentrum bestimmte Qualitätsmaßstäbe und Ansprüche erfüllt. Im Falle eines positiven Ergebnisses erfolgt dann eine Zertifizierung. Einmal im Jahr wird überprüft, ob die Qualität noch den Anforderungen entspricht.
Die Darmspiegelungen müssen hohe Standards erfüllen. Die Operationen müssen möglichst sicher und effektiv sein. Ein zertifiziertes Darmkrebszentrum verfügt über psychoonkologische Fachkräfte, Kontakte zu Selbsthilfegruppen und Sozialdiensten. Es muss u. a. eine Stomaberatung und eine Ernährungsberatung angeboten werden.
Bei Darmkrebs handelt es sich um die Entstehung eines bösartigen Tumors aus Krebszellen im Darm. Diese Krebszellen haben eine veränderte Erbmasse. Sie wuchern und greifen auf andere Organe über. Außerdem können sie streuen. Die meisten Erkrankungen mit Darmkrebs gehen auf zunächst gutartige Polypen zurück. Deren Mutation dauert etwa 10 Jahre.
Das Risiko von Darmkrebs steigt mit zunehmendem Alter, durch Rauchen und Alkoholgenuss. Der übermäßige Verzehr von Fleisch und Fleischwaren kann ebenfalls die Entstehung von Darmkrebs fördern. Wenn Menschen direkte Verwandte mit Darmkrebs oder Polypen haben, liegt ein erhöhtes Risiko für diese Erkrankung vor. Bewegungsmangel, Übergewicht und bestimmte Umwelteinflüsse können sich ebenfalls negativ auswirken.
Die Therapie bei Darmkrebs besteht in den meisten Fällen aus einer Kombination aus Operation, Bestrahlung und Chemotherapie. Bei der Operation wird versucht, den Tumor und möglichst auch die vorhandenen Metastasen vollständig zu entfernen. Ist dies nicht möglich, gibt es ergänzende Verfahren. Die Bestrahlung schädigt die DNA der Krebszelle. Die Chemotherapie greift die Zellteilung von Zellen an, die sich schnell teilen. Daher werden neben den Krebszellen auch andere Zellen im Körper beschädigt.
Befindet sich der Krebs im Mastdarm (auch Enddarm oder Rektum genannt), kann ein künstlicher Darmausgang erforderlich werden. Dies gilt besonders dann, wenn der Krebs nahe am Schließmuskel liegt.
Die Diagnose beim Verdacht auf Darmkrebs umfasst zunächst die Untersuchung und Anamnese (Befragung) beim Hausarzt. Tastuntersuchungen im Bauchraum und im Enddarm sind erforderlich. Im Labor werden Urinproben und Blutproben untersucht. Es muss nämlich gefragt werden, ob z. B. die Eiweiße im Blut verändert sind, ob bestimmte Enzyme erhöht sind oder ob eine Blutarmut vorliegt.
Ist der Tumormarker CEA erhöht, könnte dies ein Hinweis auf Darmkrebs sein. Ein Stuhltest zeigt, ob Blut im Stuhl ist. Für eine Darmspiegelung (Koloskopie) muss der Darm vollständig entleert sein. Auch die Computertomografie, die Ultraschalluntersuchung (Sonografie), die Magnetresonanztomografie und andere Verfahren können zum Einsatz kommen.
Zertifiziertes Darmkrebszentrum
Es gibt in Deutschland knapp 200 zertifizierte Darmkrebszentren. Der Träger, der ein Darmkrebszentrum zertifiziert, ist die Deutsche Krebsgesellschaft e.V.
Die Deutsche Krebsgesellschaft e.V.
Die Deutsche Krebsgesellschaft ist ein Zusammenschluss von Forschern und Mitarbeitern aus dem Bereich der Behandlung und Erforschung von Krebs. Ihr Sitz ist Berlin. Sie ist die größte wissenschaftliche onkologische (krebsgezogene) Fachgesellschaft in der Bundesrepublik.
Anforderungen an ein zertifiziertes Darmkrebszentrum
Zahlreiche Spezialisten arbeiten an der Bekämpfung und Behandlung von Darmkrebs. Damit deren Zusammenarbeit problemlos funktioniert, hat die Deutsche Krebsgesellschaft ein System der Zertifizierung u. a. für Darmkrebszentren ins Leben gerufen. Zuständig für die Zertifizierung ist OnkoZert. Dies ist eine unabhängige Institution, die im Namen der Deutschen Krebsgesellschaft das System der Zertifizierungen betreut und die Organkrebszentren und Onkologischen Zentren, z. B. für Darmkrebs, überprüft.
Es wurden bestimmte Anforderungen festgelegt, die ein zertifiziertes Darmkrebszentrum zu erfüllen hat. Von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierte Zentren behandeln rund ein Viertel der Patienten mit Darmkrebs. Ein zertifiziertes Darmkrebszentrum soll den individuell besten Weg der Untersuchung, Behandlung und Nachsorge für den Betroffenen einschlagen.
Zertifizierungskriterien für ein Darmkrebszentrum
Die folgenden Kriterien werden bei der Zertifizierung eines Darmkrebszentrums beachtet:
- Ein hoher Standard von Qualität bei Darmspiegelungen
- Möglichst geringes Risiko für Verletzungen und Blutungen
- Gleichzeitige Entfernung von Polypen bei der Untersuchung
- Nur ein Diagnostiker, der im Jahr mindestens 200 Darmspiegelungen durchführt, darf diese selbstständig absolvieren.
- Ein zertifiziertes Darmkrebszentrum soll möglichst sichere Operationen anbieten.
- Auch soll bei den Operationen der Tumor entfernt werden, ohne ihn zu verletzen. Die umliegenden Lymphknoten müssen mit beseitigt (und labortechnisch untersucht) werden.
- Ein zertifiziertes Darmkrebszentrum muss bei der Operation das Stadium der Krankheit genau bestimmen und möglichst wenige Einschränkungen für den Betroffenen hinterlassen.
- Ein hoher Standard der Qualität der Chemotherapien ist einzuhalten.
- Ein zertifiziertes Darmkrebszentrum muss eine Zusammenarbeit mit Sozialdiensten pflegen und psychoonkologische Fachkräfte beschäftigen, außerdem den Kontakt zu Selbsthilfegruppen vermitteln können.
- Zertifizierte Darmkrebszentren können die Veranlagung von Menschen für Darmkrebs abklären.
- Eine Ernährungsberatung muss angeboten werden.
- Ebenso eine Stomaberatung für Menschen mit künstlichen Darmausgängen.
- Zertifizierte Zentren müssen über die modernsten Therapieverfahren und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse verfügen.
- Die besonderen Qualifikationen und Fortbildungen im Bereich der Ärzte, der Pflege und der Technik müssen nachgewiesen werden.
- Die Deutsche Krebsgesellschaft überprüft jährlich die Einhaltung dieser Regeln für ein zertifiziertes Darmkrebszentrum.
Fedor Singer